Religöse Stellungnahmen

WORTE VON ECKHARD KRENZ, DIPL.-THEOLOGE UND FREIER REDNER

„Ein Gefüge ist ins Wanken geraten. Ich habe mein Gleichgewicht verloren und falle in die Tiefe.“

So oder so ähnlich fühlen Sie sich, wenn der Tod zum Bestandteil Ihres Lebens geworden ist, wenn Sie einen geliebten Menschen verloren haben. Die Gedanken kreisen um die vergangenen Wochen, angefüllt mit Hoffnung und Enttäuschung, mit Leid, Ohnmacht und Tränen. Nun steht die Trauerfeier bevor und die Angst vor der Zukunft macht sich breit.

In dieser Situation tut es gut, mit jemandem zu sprechen, der zuhört. Es erleichtert, die Last der letzten Wochen in Worte zu fassen und danach das Schöne der gemeinsamen Jahre noch einmal Revue passieren zu lassen.

Das Gespräch ist einer der ersten Schritte im Umgang mit der Trauer und es hilft zur Vorbereitung einer individuellen Abschiedsfeier, ganz nach den eigenen Vorstellungen. Dieser Abschied ist eine der letzten Möglichkeiten, sich für das gemeinsam Erlebte noch einmal zu bedanken und gleichzeitig ist er der erste zuversichtliche Schritt in eine neue Wirklichkeit.

„Der Friede wird wieder einziehen, Deine Seele zur Ruhe kommen und irgendwann einmal wird in Dir ein neuer Tag erwachen.“

WORTE DES PATERS ZBIGNIEW SZARATA

„Trauer ist Liebe“ – wenn wir trauern, bekunden wir unsere Liebe zu unseren Mitmenschen, die über den Tod hinaus andauert. Auch wenn der Tod in den Medien allgegenwärtig ist, so sind wir auf besonders intensive Weise im Angesicht eines Toten mit unserer eigenen Sterblichkeit konfrontiert. Wer am Totenbett oder Grab eines lieben Menschen steht, bedenkt nicht nur, welchen Sinn das Leben des Verstorbenen hatte und welche Zukunft dem Verstorbenen bereitet ist. Es geht immer auch um die Frage, welchen Sinn und welche Zukunft das eigene Leben hat. Deshalb gehört die Erfahrung des Todes zu den besonderen Herausforderungen der Menschen.

In dieser Situation ist der Dienst der Kirche in besonderer Weise gefordert. So gehört die Sorge um die Toten und die Hinterbliebenen zu den wichtigen Aufgaben jeder Pfarrgemeinde. Das kirchliche Begräbnis will nicht nur den Verstorbenen geistlichen Beistand leisten, sondern auch den Lebenden den Trost der Hoffnung geben. Der ehrfurchtsvolle Umgang mit den Verstorbenen wird schon im Alten Testament bezeugt. Als der Sohn Gottes Mensch geworden ist, hat er das Schicksal mit uns Menschen voll und ganz geteilt. Er kannte die Trauer und hat am Grab seines Freundes Lazarus geweint. Vor allem musste Jesus selbst auch den Tod erleiden. Er ist nicht im Tod geblieben, sondern auferstanden von den Toten. Die kirchliche Begräbnisfeier ist nicht nur die Feier der Familie und Angehörigen oder der Freunde des Verstorbenen sondern eine Feier der ganzen Pfarrgemeinde. Aus diesem Grund begrüßen wir den Wunsch vieler Gemeindemitglieder, die oft bei der Messe für ihre lieben Verstorbenen den Leichnam in ihrer Mitte in der Kirche haben wollen.

Am gleichen Ort, an dem der Mensch in die Gemeinschaft der Kirche aufgenommen wurde, an dem er die Gemeinschaft erlebt hat, sollte er auch verabschiedet werden. Durch die angemessene Abschiedsfeier fördern wir die Begräbnis- und Trauerkultur und damit die Würde eines jeden Menschen.

 

WORTE DES EVANGELISCHEN PASTORS HANS-JÜRGEN HOEPPKE, EVANGELISCHE KIRCHENGEMEINDE ICKERN-HENRICHENBURG

„Herr, lehre uns bedenken, dass wir sterben müssen, damit wir klug werden.“ Psalm 90, Vers 12

Trost ist so wichtig, wie Wasser, um den Durst zu löschen. Trost ist so nötig, wie das Brot, um den Hunger zu stillen. Und doch scheint Trost oft so weit weg zu sein, wenn wir einen geliebten Menschen loslassen müssen.
Was kann uns trösten in der Situation des Loslassens? Vieles. Ein Gespräch in Vertrauen erweckender Atmosphäre, ein gutes Wort von Freunden oder einfach nur, dass da einer ist, der uns zuhört und mit uns betet.

Im Gebetbuch der Bibel, den Psalmen, heißt es: „Herr, lehre uns bedenken, dass wir sterben müssen, damit wir klug werden.“ (Psalm 90, Vers 12) In der Situation des Loslassens und Abschiednehmens betet einer zu Gott, denn er weiß: Gott ist da so wie das Wasser zum Trinken, so wie das Brot zum Essen. Gottes Trost ist nah, denn Gott hört zu. Er hört auf den Schmerz, er sieht die Tränen, er hilft durch das Tal der Trauer. Der Beter des Psalms bekommt sogar die Kraft über sich und die eigene Trauer hinaus zu sehen: Er bittet Gott um Weisheit. Um die Weisheit, den Tod zu Lebzeiten nicht zu verdrängen. Wahre Weisheit und echte Klugheit bestehenüberraschenderweise darin, sich der eigenen Endlichkeit zu stellen: Ich werde sterben. Ich kann mich darauf vorbereiten und das ist gut für mich und die, die um mich weinen und klagen und trauern werden.

In früheren Zeiten nannte man das „ars moriendi“, also die „Kunst des Sterbens“, die rechte Art des eigenen Abschieds. Wer an Jesus Christus glaubt, der weiß, dass er mit Jesus auferstehen und leben wird. Das gibt dem Leben hier und jetzt Tiefe und Gelassenheit, Hoffnung und Zukunft.